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Spuren
 
Aus der Stille

Andächtig - wie konnte ich diesen Zustand bloss vergessen? Es gibt Musik, die mich andächtig stimmt. Und bitte, hier spreche ich nicht von seichten Tricks und kitschigen Aufwallungen, hier geht es um ein Angesprochensein, um ein Erkennen mit dem ersten Ton: Ah, das gibt es also auch noch. Da beginnt sich etwas in mir zu entspannen, fühlt sich aus tiefem Schlummer erweckt, regt sich, lauscht. Miguel Guldimann trifft für mich diesen Ton. Leider viel zu selten, denn der Solothurner Gitarrist macht sich rar und lässt wenig von sich hören. Das heisst, er arbeitet gründlich. Für den Weg zu seiner neuen CD hat er sich viel Zeit gelassen. Nicht, um pausenlos zu tüfteln, zu komponieren und zu arrangieren. Bei diesem Mann, der es unterdessen zum Zen-Lehrer gebracht hat, darf man annehmen, er habe einen Gutteil der Zeit darauf verwendet, nach innen zu hören. Denn aus der Stille entsteht diese Musik, in die Stille kehrt sie immer wieder mühelos zurück. Das gilt auch für die neue, im Sommer 2013 in der Kirche Boswil aufgezeichnete CD Song of the Plants. Besonders die Solostücke, auf denen Guldimann mit seiner zehnsaitigen Gitarre brilliert, sind bewundernswert zugängliche, virtuose Juwelen der Stille. Wie aber verträgt sich diese kunstvolle Musik mit monotonem Trance-Gesang aus dem südamerikanischen Urwald? Ich hatte da so meine Bedenken, und auf Anhieb erschloss sich mir diese Kombination nicht. Nach mehrmaligem Hören ging mir die Schönheit auf. Der ecuadorianische Schamane Yerpun Solar und Ruth Untoria bringen mit Rasseln und Stimmen die Dimension ein, der diese CD gewidmet ist: dem Geist der Pflanzen, ganz besonders dem des psychotropen Ayahuasca. Miguel Guldimann folgt dabei einer Faszination, die ihn seit der Kindheit in Atem hält: einen einzigen Ton zu spielen und darin alles zu finden.<br />
 
Martin Frischknecht 
http://spuren.ch