Treffen musikalischer Kulturen
<span class="Grundtext">Der Zuchwiler Gitarrist Miguel Guldimann spielt seit sechs Jahren mit Musikern aus der klassischen Tradition Nordindiens zusammen. Für das Konzert mit CD-Taufe kommt sein indischer Kollege nach Derendingen.</span><br><br>
<span class="Grundtext">Es ist bereits seine zweite CD, die erscheint. Darauf ist Miguel Guldimann mit Ranajit Sengupta, einem der weltweit bekanntesten indischen Sarod-Spieler zu
hören. Sarod, ein lautenähnliches Instrument mit 25 Saiten -
mit Melodie-, Rhythmus- und Resonanzsaiten - ist eines der
wichtigsten Instrumente der klassischen nordindischen Musik.
<br> «Anuraag» lautet der Titel der CD, soviel bedeutend, wie «Liebe
zu Musik und Kunst». «Zwei Veranstalter aus München und
Frankfurt, die meine erste CD kannten, haben uns zusammen
gebracht», erzählt Guldimann. Sie hätten gedacht, «wenn er
schon mit Indern Musik macht, sollte er doch Ranajit Sengupta
kennen lernen.» Für die erste CD hatte Guldimann eigene Stücke
komponiert. Da er fand, es brauche noch eine Bambusflöte dazu, traf er einen Flötisten, der jeweils ein halbes Jahr in der Schweiz, den Rest in Indien lebt. Mit ihm realisierte er die CD und
gab 2005, als sie herauskam, auch in Indien Konzerte. Seine achtsaitige Gitarre mit zwei zusätzlichen Basssaiten, spielt er erst seit 200l. Mit den Zusatzsaiten gehe es darum, Bass zu geben, der resoniere. «Ich verstehe selber nicht, warum die indische Musik so wichtig ist für mich», gesteht der 44-jährige Musiker,
der an der Musikschule des Konservatoriums Bern und an der
Kantonsschule Solothurn klassische Gitarre unterrichtet.</span>
<br> <br> <span class="GrundtextFETT">Dem Gefühl gefolgt</span>
<br> <span class="Grundtext"> Mit dem Gitarrenspiel begann er
erst mit 15 Jahren. «Im gleichen Alter kaufte ich meinen Plattenspieler», erinnert er sich. Da entdeckte er eine Schallplatte, deren Cover ihm extrem gefiel. Die habe er spontan gekauft. «Ich folgte im ganzen Leben meinem Gefühl», erklärt er. Es war eine
Sarod-Platte, auf der, welch ein Zufall, der Lehrer von Ranajit
Sengupta spielte. «Ich hörte mir die Platte zu Hause immer und immer wieder an, und hätte ich einen Sarod-Lehrer gefunden, hätte ich dieses Instrument gelernt.» Er fand dafür einen Tabla-
Lehrer (indische Trommel). Der sei zwar schlecht gewesen, aber nach einem Jahr habe er zu ihm gesagt: «Du musst dich entscheiden - entweder spielst du Tabla oder Gitarre.» Er habe sich
für die Gitarre entschieden.
Schon von Kindsbeinen an hatte er einen direkten Bezug zur Musik. Als er die Gitarre zu spielen begann, gab es einen regelrechten «Raketenstart». Das Gitarrenstudium begann er in
Bern und machte 1992, in Paris, den Abschluss. «Die Schlichtheit
in der Musik ist mir ein Anliegen», sagt Guldimann. Was ihn sehr interessiert, sind die Zwischenräume, die sich auftun, wenn ein Ton nachklingt. «Bei mir bleiben die Töne schlichter als bei Ranajit.» Die Inder würden stark ausformulieren, die
Töne seien nie fest und alles werde verziert. Bei der Sarod käme meist das Allerwichtigste der Verzierung ganz am Schluss. «Zusammen mit der indischen Musik merken wir, wie schlicht
unsere Musik bewegt», schwärmt er. Dass er ganz bei sich und dem westlichen Stil bleibe, sei für ihn wichtig, dann
gebe es eine wahre Begegnung.</span>
<br> <br> <span class="GrundtextFETT">
Auf den Spuren Menuhins</span>
<br> <span class="Grundtext">
Der Musiker, der den ersten Schritt zum gemeinsamen Musizieren von West-Ost gemacht habe, sei Yehudi Menuhin gewesen, damals mit dem Sitharspie-
1er Ravi Shankar. «Ranajit und ich arbeiteten vier Jahre an Stücken für die CD», verrät der Gitarrist. Einer habe ein Motiv gebracht, dann habe man sich während Monaten nicht mehr
gesehen, in denen jeder daran weiter gearbeitet, und das Resultat später dem andern präsentiert habe. Rund 20 Mal trafen sie sich für drei bis vier Tage. «Eine Sängerin ist bei einem,
ein Tabla-Spieler bei vier Stücken mit dabei», sagt Guldimann. «Sie werden am Konzert und der CD-Taufe natürlich
anwesend sein.» </span> | |